Im Zug unterwegs

Geschichten vom Bahnfahren

Freier Sitzplatz am Fenster von Taschen und Krimskrams belegt?

| 6 Comments

Das habt Ihr Euch bestimmt auch schon gefragt. Ihr kommt mit Euren Koffern, Taschen, Beuteln schwer beladen im Zug an, habt Euch durch den engen Gang gekämpft und dann will man partout keinen freien Sitzplatz finden. Entweder hat man die von mir dringend empfohlene Sitzplatzreservierung nicht getätigt oder es sitzt auf dem Gangplatz meist ein geschäftig aussehender Geschäftsmann, der schön brav in seinen Laptop oder mobilen Device schaut und seine kompletten Unterlagen auf dem freien Fensterplatz ausgebreitet hat. Natürlich sind beide Klapptische nach unten gestellt und die Steckdose ist mindestens mit einem Stecker in Beschlag genommen. Ein Heißgetränk oder abends eher ein Bier steht auf einem der Tische und ein Fuß ist in den Gang gestellt. Bestimmt schon häufig gesehen, oder?
Eine andere Variante ist die Dame im letzten Drittel ihres Lebens, die hinter einem TOP-100-Platz-Bestseller-Buch steckt und ihre Schokoladenpackungen, Strickzeug und Reisekoffer auf dem freien Sitzplatz am Fenster postiert hat.

Zunächst einmal: nehmt es den Leuten bitte nicht übel. Erstere sind meistens Berufspendler, die eben ihren Arbeitsplatz in den Zug verlagern. Je häufiger man mit der Bahn unterwegs ist, desto mehr verstärkt sich ein “alles-meins-vom-Gang-bis-Fenster-Gefühl” und die wenige Privatsphäre, die man noch hat, drückt sich eben in der Beschlagnahme des zusätzlichen Fensterplatzes aus sowie dem Kopfhörer im Ohr. Reisende, die nicht so oft mit der Bahn fahren, fühlen sich oft von dieser Pendlereigenart schwer in ihren “Rechten auf Sitzplatz” am Fenster beschnitten. Wenn man ein wenig Zeit mitbringt und freundlich fragt, dann geben die „alles-meins-Menschen“ den Sitzplatz aber gerne frei und helfen sogar beim Koffer-ins-Gepäcknetz-heben.
Die zweite Variante – älter Dame mit Besteller und Strickzeug – stellt hingegen meistens erst einmal eine Abwehrfrage: “Haben Sie reserviert?” Meine Empfehlung: Antwortet mit einer grandiosen Gegenfrage: “Haben Sie BahnComfort Status?” (Dies ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn man einen Platz auf den wenigen BahnComfort Plätzen haben möchte). Ein absoluter Mehrwert hierbei ist der besondere Gesichtsausdruck des Menschen, wenn er daraufhin seinen Platz verlassen muss. Lediglich die Entsorgung des Bonbonpapiers muss man selber übernehmen.

Also egal, welche der beiden Beispiele im Zug vorgefunden werden – sie können nerven, handeln aber zumeist nicht in böser Absicht. Also habt bitte ein wenig Verständnis für die gewünschte Einsamkeit eines Pendlers und bitte haltet in den kommenden Monaten die Hände – besser noch die Armbeuge – vor den Mund und die Nase, wenn Ihr Husten oder Niesen müsst! Wir danken Euch dafür, dass wir weniger krank sein werden …

6 Comments

Leave a Reply

Required fields are marked *.