Im Zug unterwegs

Geschichten vom Bahnfahren

Nostalgierausch

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Wenn man ein kommunikativer Mensch ist, dann lernt man interessante Menschen kennen. Auf der „Container-Bahnhof“ Tour in Köln-Eifeltor lernte ich einen Mann kennen, der für das DB Museum in Nürnberg tätig ist. Wir schwelgten am Bahnhof auf der Rückreise von Bahnnostalgie und so hatte er mich eingeladen, am „Helfertag“ des DB Museums Koblenz teilzunehmen. Was ich dort erleben durfte …, lest selbst.

Lok


DB Museum Koblenz

Mehrfach im Jahr veranstaltet das DB Museum Koblenz einen Helfertag. An diesem Tag können Bahninteressierte ihre Fachkenntnisse in den verschiedenen Bereichen der Bahn ehrenamtlich ausleben.

Sascha Hüsing

Ist man im Handwerk versiert, so kann man sich unter Anleitung mit Werkzeug bewaffnen und an alten Lokomotiven schweißen, flexen, putzen, waschen, restaurieren oder wenn man die Erlaubnis zum Führen einer Lokomotive besitzt sogar rangieren.

Fahrkarten

Schon als ich das Eingangshäuschen betrete, werde ich in eine Zeit zurückversetzt, die mir zwar noch bekannt vorkommt, aber zugleich auch sehr fremd geworden ist. Alte Bahnhofsuhren, Fahrkartenautomaten, diverse Aufkleber aus allen Bahnbereichen, Abfahrtstafeln und noch vieles mehr befindet sich an der Wand. Ein Schaffner, mit einer alten Uniform bekleidet, begrüßt freundlich die Besucher des Museums und auch der Eintrittspreis von € 2,50 für Erwachsene und € 1,00 für Kinder mutet nostalgisch an, ebenso wie die Eintrittskarten, die man in Form einer alten Fahrkarte erhält.

Eintrittskarte

 Das DB Museum in Koblenz hat einen großen Fuhrpark, der sogar das legendäre DB Museum Nürnberg um ein Vielfaches übertrifft. So befinden sich z.B. unzählige Lokomotiven der verschiedensten Baureihen im Besitz des Museums. Für die Fans unter den Lesern folgt nun eine kleine, nicht vollzählige Auflistung der in Koblenz vorhandenen Baureihen: E113, 103, E44, E60, E16, 118, 184, E93, E69, E50, plus eine beachtliche Sammlung an Dampf- und Diesellokomotiven der verschiedensten Baujahre.

Lokomotiven

Eine weitere Sammlung an Clubwagen, Salonwagen, Silberlingen und „normalen“ Personenbeförderungswagen findet man ebenfalls auf dem Gelände. Der Platz, um diesen gewaltigen Fuhrpark unterzubringen, reicht vorne und hinten nicht, sodass das Museum hofft, einige Gleise und Hallen in den kommenden Jahren anbauen zu können bzw. zur Verfügung gestellt zu bekommen. So muss man feststellen, dass einige interessante Fahrzeuge von der Natur in Beschlag genommen wurden und teilweise verrotten. Auch fehlt es dem Museum an freiwilligen Helfern: Handwerker, die bereit sind, freie Zeit in die Restaurierung der Liebhaberstücke zu stecken.

Motor  Führerhaus

Des Weiteren findet man auch drei Salonwagen aus den späten 1920er Jahren, die in den 1930ern für die Führungsspitze der Minister der NS-Zeit umgebaut wurden. Einer dieser Wagen kann besichtigt werden, ein weiterer wird gerade einer Komplettrestaurierung unterzogen.

Salonwagen  Salonwagen

Ein kurzes Gespräch mit einem Techniker, der gerade dabei war, den Wagen außen auszubessern, hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass alle Schrauben und alle Nieten ausgetauscht sowie alle Bleche vom Rost befreit werden müssen und dass der Wagen dann in ein bis zwei Jahren wieder auf dem alten Stand aus den 20ern ist. Dann kommt die Sanierung des Innenraums dran: Es fehlt zurzeit aber noch an versierten Polsterern, die die alten Stichtechniken beherrschen, um sicherzustellen, dass auch der Innenraum des Salonwagens wieder in seinen Originalzustand versetzt werden kann.

Salonwagen drinnen

In der großen Halle findet man eine Ausstellung zur Bahntechnik der letzten 150 Jahre. Von den manuellen Weichenstellanlagen bis hin zu alten Signalen ist in diesem Raum alles vorhanden, was das Nostalgieherz höher schlagen lässt. Mir ist aufgefallen, dass ich zwar noch einige der ausgestellten Dinge aus deren Betriebszeit kenne, aber dass sie nun den Platz im Museum gefunden haben – schöne neue Digitaltechnik.

Signale

 

Dies und Das

 

In einem kinoartigen Saal läuft ein Dokumentarfilm der Bahn und man kann in alten Sitzen aus dem Metropolitan Platz nehmen – hier sind also ein paar der Sitze hin verschwunden 😉

Sitze

Weiter in der Halle findet man diverse Elektrolokomotiven aus den 1920er Jahren bis hin zu zwei Dampflokomotiven und dem genannten Salonwagen. Die eine Dampflok ist aufgeschnitten und zeigt die anspruchsvolle Technik, die sich hinter einer Dampflokomotive verbirgt. Bekannt ist die Lok (Bay PtL 2/2 Baujahr 1908) unter dem Namen „Glaskasterl“. Diese war im Jahre 2005 in Nürnberg einem Brand zum Opfer gefallen und erstrahlt heute, dank freiwilliger Helfer des DB Museums in Koblenz, die in den Jahren 2006-2010 daran arbeiteten, wieder in neuem Glanz. Die andere Dampflokomotive, die man in dieser Halle besichtigen kann, ist eine Rangierlok (Preußische T3 Baujahr 1904) der Baureihe 89 7462, die nach ihrer Ausmusterung 1960 im Kölner Zoo als Spielgerät diente und 1999 an das DB Museum Koblenz zurückgegeben wurde und bis 2004 in ihren letzten Betriebszustand zurückversetzt wurde.

Dampflok  Dampflok

Der Schienenaußenbereich platzt, wie schon beschrieben, von alten Lokomotiven und Waggons. Teilweise kann man in einige Lokomotiven auch klettern und sich den Führerstand genauer ansehen. Man kann die Lokomotiven erfühlen, erriechen und besteigen. Ich konnte mir das Krokodil endlich mal von Nahem betrachten und bin von der damaligen Technik wirklich begeistert.

Krokodil

Dann kam eine Premiere auf mich zu. Eine BR 113, die frisch aus der Montage und der Lackierung kommend ihre Wiedergeburt erfuhr.

E 113

Eine Lok zu sehen, die frisch restauriert wurde und wie neu aus der Montagehalle gefahren wird, ist schon ein Erlebnis, was man als Normalsterblicher nicht häufig hat.

Lokomotiven

Weiter auf Tour durch den Außenbereich hat mich mein Weg zu vielen Lokomotiven geführt, die man alle sehr nah begutachten konnte. Ein paar bildliche Eindrücke möchte ich Euch nicht vorenthalten.

E103   E44

E184  Wagon

E110   E50

Schalter   Dampf

Im Dachgeschoss eines Gebäudes haben sich Trix-Freunde zusammengeschlossen und eine, am Miniaturwunderland in Hamburg gemessene, kleine Modellbaulandschaft geschaffen. Nicht nur für Kinder ein Hingucker, da man am Wochenende Modellbaufachsimpeln kann, was das Zeug hält.

Trix

Alles in allem haben mich die drei Stunden im DB Museum in Koblenz beeindruckt. Was ich sehr schade finde ist, dass so wenige Menschen mit handwerklichem Geschick den Weg zum freiwilligen Helfer des Restaurierungsteams finden. So werden bestimmt in den kommenden Jahren einige Zeitzeugen und Helfer des Wirtschaftswunders Deutschland dem Rost verfallen und nicht mehr restauriert werden können. Bilder meiner Kindheit werden vom Verfall der Naturgewalten ausgelöscht werden – schade, wirklich sehr schade. Hier also mein Aufruf an die Handwerker der Region Koblenz: Meldet euch bei der Museumsleitung und helft den technischen Schatz zu bewahren. Nachfolgende Generationen werden es euch danken.

Lokleitung   Lützel

Helfer   Restaurierung

Nicht   Schild

Innen   E10

Denn nicht nur für mich, sondern auch für Kinder ist das Museum einen Besuch wert, und das nicht nur bei schlechtem, sondern auch bei gutem Wetter.

Bank

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