Da entscheidet man sich einmal am Wochenende mit der Bahn zu fahren, da man sich ein schönes Wochenende mit seiner Frau machen möchte und dann gerät man zwischen die Fronten der GDL und der Deutschen Bahn. Eine Erlebnisreise mit einem Vielfahrer und einer Wenigfahrerin von Bonn nach Berlin
Meine Frau und ich waren eingeladen zur DigiCuisine des Social Media Dinners in Berlin im Rahmen der IFA 2014. Ein gemeinsames Abendessen, was selber in Gemeinschaft gekocht werden musste. Die Bosch AG war der Sponsor und wir haben uns sehr gefreut, wieder einmal nach drei Jahren alte und neue Bekannte wiederzutreffen.
Meine Planungen für die Reise hatte mir den ICE ab Bonn Hauptbahnhof um 12.06 Uhr als die sinnvollste Verbindung rausgeworfen und dieser wurde dann auch so mit dem Sparpreis kurz vor knapp gebucht. Da wir außerdem an diesem Wochenende auch zur Social Media Veranstaltung #befespark des Beethovenfestes in Bonn wollten, hielt ich es für sinnvoll, im Parkhaus des Bahnhofes Bonn zu parken, wo man einen BahnComfort Rabatt von € 4.00 pro Tag erhält. Am Gleis dann angekommen checkte ich wie immer die Verbindungen und siehe da, noch nicht am Gleis ausgerufen zeigte mir die Bahn Navigator App meines iPhones, dass der Zug ausgefallen ist.
Einen kurzen Dialog mit dem Social Media Teams der DB Bahn bestätigte mir den Ausfall und es wurden uns Alternativen genannt. Gut, der Streik der Lokführer der GDL (Gewerkschaft der Lokführer) hatte mir im Vorfeld schon Sorgen bereitet, aber es war ja „nur“ ein Streik zwischen 6 Uhr und 9 Uhr angekündigt und unser Zug fuhr um 12.06 Uhr.
Wir machten uns also auf nach Köln Hbf, wo wir auf eine alternative Verbindung nach Berlin hofften. Angekommen in Köln ging es erst noch in die Lounge der Bahn, um noch schnell eine Reservierung für den neuen Zug vorzunehmen. Soweit so gut: Wir hatten die ersten 30 km von den zu fahrenden 630 geschafft und das mit nur 10 Minuten Verspätung. In der Lounge checkte ich wieder die App und siehe da, der gerade frisch reservierte ICE fiel dann auch aus, der Navigator schlug mir einen RE nach Dortmund vor, um dort in einen ICE nach Berlin einzusteigen.
Nach Rücksprache mit den wirklich sehr freundlichen Servicemitarbeitern der DB Lounge in Köln und ein paar Softdrinks später, nahmen wir Strecke mit dem RE nach Düsseldorf auf, da dort der ICE 941 mit 50-minütiger Verspätung abfahren sollte und wir diesen bestimmt erreichen sollten. Permanenter Kontakt zum Team der DB Bahn via Twitter hinsichtlich der Erreichbarkeit und Gleisinformationen zu dem Zug begleiteten die Fahrt nach Düsseldorf. Dort angekommen traf uns erst einmal ein Gleiswechsel und dann kam sogar der ICE 941 nach einigen Minuten am Gleis 19 an. Angezeigt wurde uns eine Traktion, es standen aber zwei am Gleis, daher haben wir uns gefragt, ob das wirklich unser Zug nach Berlin werden würde.
Weiteres 20-minütiges Warten auf das Personal machte uns stutzig und das Gleis war leergefegt und niemand fühlte sich verantwortlich für unseren Zug. Von einem Lokführer fehlte jede Spur. Minütliches Überprüfen der alternativen Verbindungen (vom RE/RB bis Berlin in 9 Stunden bis zu ICE war alles dabei) teilte uns mit, dass wir den ICE 641 mit einer Verspätung von 20 Minuten ab Düsseldorf nehmen sollten, aber als wir das Gleis wechselten, um in den ICE (es war nur eine Traktion des T-Modells) einzusteigen, war die erste wie auch zweite Klasse mehr als überfüllt, da dieses wohl der erste Zug in Richtung Berlin sein sollte, der nach 6 Uhr am Morgen fuhr.
Nach weiterem Warten auf Personal ging die Fahrt dann los und als der Zug die ersten Meter anrollte gab es Applaus, den man sonst nur nach geglückten Autopilotlandungen in Palma de Mallorca von Charterreisegästen kennt.
Kontrolliert wurde dann auch erst kurz hinter Hannover. Der Zugbegleiter erklärte anscheinend jedem Reisenden, wie genau das Fahrgastrückerstattungsformular auszufüllen ist.
Mit 180 Minuten Verspätung sind wir dann in Berlin angekommen. Eine Spätfolge des Streiks werden wir dann zum Fahrplanwechsel dieses oder nächstes Jahr spüren, wenn die Preise im Schnitt um mindestens das Doppelte an Prozentpunkten erhöht werden, die die Lokführer als Lohnerhöhung zugesprochen bekommen.
Und wenn Sie sich nun fragen, ob es wirklich nötig war, diese Fahrt so langatmig aufzuschreiben, dann lautet die Antwort „ja“, denn so haben Sie fast in gefühlter Echtzeit „mitgelitten“.
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