Rock ‘n’ Rail
Das Konzept Rock ‘n’ Rail startete 1987 im Rahmen der Deutschlandtour von Madonna. Erfinder war der mittlerweile verstorbene Konzertveranstalter Fritz Rau, der in Kooperation mit der Bahn damals 20 Sonderzüge mit jeweils 1.000 Plätzen zu einem Konzert im Waldstadion in Frankfurt einfahren ließ. Der Bahnhof am Stadion wurde damals in Madonna Bahnhof umgetauft und es gab in jedem Sonderzug eine Miss Madonna Wahl. Peter Maffay, der gut mit Rau befreundet war, wollte zu Ehren seines Freundes dieses Konzept wieder aufleben lassen und: Die Bahn spielte mit!
@Hobbbes Na klar. @peter_maffay ist der Größte! 😉 /ki
— DB Bahn (@DB_Bahn) December 4, 2014
Und das war Rock and Rail 2014 Kurzfristig von der Deutschen Bahn eingeladen, reiste ich zu diesem besonderen Event: ein Künstler auf Tour in einem Sonderzug, ein Konzert für ausgewählte Fans. Zu dieser Premiere bin ich also geladen und darf das Teilstück von Köln zum Fernbahnhof am Flughafen Frankfurt im Peter Maffay Sonderwagen miterleben. Ein Interview mit Maffay war mein persönliches Highlight des Abends.
@Hobbbes Heute war doch dieser Sonderzug unterwegs @DB_Bahn @peter_maffay — Torsten Maue (@tmmd) December 4, 2014
Kalt war es, als ich mich nach Köln aufmachte, um am Hauptbahnhof in den IC 2229 zu steigen. Die Wagen 15 und 16 wurden kurzerhand umgeplant und der Wagen 16 diente als Bühnenwagen, während Wagen 15 Künstler und Band, die Presse und einige ausgesuchten Fans von Peter Maffay aufnahm. Der Zug startet morgens in Kiel und war bereits einige Stunden unterwegs, als ich zustieg. Und so war dann auch die Stimmung an Bord: hektisches Aus- und Einsteigen der Fans, die Musiker der Band noch schnell eine Zigarette am Bahnsteig rauchend und dann in den Wagen springend. Dort ab auf die kleine Bühne, die Instrumente in den Arm und los ging es mit dem Konzert. Das auf 20 Minuten angesetzte Konzert zog sich erfreulicherweise doch noch ein wenig länger hin. Eine kurze Frage zur Standortbestimmung von Maffay. “Bonn”, riefen die Fans und Maffay quittierte mit einem „Na, denn mal weiter“ und bis ca. auf der Höhe von Remagen ging es dann auch weiter mit Klassikern und neuen Stücken von Peter Maffay und Band.
Der Partywaggon der Bahn, der zum mobilen Konzertsaal umfunktioniert worden war, schaukelte entlang des Rheins. Der Sound unerwartet gut und nicht zu laut und die Stimmung der Fans am Siedepunkt. Maffay schien gut gelaunt und es machte ihm sichtlich Freude, dieses kurze Konzert – zum wahrscheinlich vierten oder fünften Mal an diesem Tag – zu spielen. Später verriet er mir, dass ihn diese Erfahrung an früher erinnert habe, als er einfach drauflos spielte und es nur auf den Spaß ankam und nicht alles so bitterernst ablief, wie es auf einer streng durchorganisierten Tournee üblich ist. Somit ist das Format „Rock and Rail“ ein perfektes Opening für die anstehende, ausverkaufte Tour 2015. Wenn Maffay diese gute Laune mitnimmt, dann können sich Konzertbesucher auf einen höchst motivierten Künstler freuen.
Im anschließenden Interview befragte ich Maffay zu seinen Erfahrungen mit der Bahn. Seine letzte Reise mit einer Bahn war 1989 von Peking nach Moskau und das Erlebte war für ihn “ein unbeschreiblicher Moment”. „Heute würde ich diese Reise nicht mehr machen“, so Maffay. Sonst ist er eben ein Auto-/Motorradfan. Ich glaube, dass wenn man eine solche Popularität besitzt, dann könnte es wirklich schwierig werden, wenn man in einem Zug unterwegs ist, denn ich kann mir gut vorstellen, dass er die komplette Reisezeit mit Autogrammschreiben und Gesangsproben beschäftigt wäre. Wir sprachen auch über seinen Vorlesetag in Söcking in der vierten Klasse einer Grundschule. „Ich bin ja kein großer Vorleser“, erklärte Maffay, „aber die anschließende Diskussion mit den Grundschülern war ein interkulturelles Erlebnis, frei von Glauben, Herkunft und Erziehung“.
Die Fahrt mit dem Sonderwagen Rock and Rail der DB Mobility AG hatte es aus Sicht der Reisenden in sich. Unterwegs auf einer der schönsten Bahnstrecken der Welt (entlang des Weltkulturerbes Mittelrheintal), fehlte es aufgrund der Verspätung des ICs von 45 Minuten sowie eines Zwischenfalls auf der Strecke nicht am bahntypischen Feeling! Neu war nur, dass die ganze Zeit über den Lautsprecher die neue CD von Peter Maffay spielte. Dies dürfte einige Reisende verwundert haben. Doch wenn man von Kiel nach Nürnberg in diesem IC gefahren ist, dann kann man nun Maffays Lieder alle textsicher mitsingen.
Ebenfalls textsicher geworden, endete meine Mitfahrt dann am Fernbahnhof des Flughafens Frankfurt und beim Ausstieg konnte ich mir noch einmal ein Bild von außen machen, denn Maffay spielte schon wieder sein 20-minütiges Set, dieses Mal zwischen Mainz und Frankfurt/Main Hbf.
Es ergab sich noch die Gelegenheit, dass ich kurz mit der verantwortlichen Person der DB Mobility AG sprechen konnte. Hier bewegte mich die Frage, ob die DB Bahn AG mehr solcher Events in Planung hat. „Die Aktion ging von Peter Maffay aus, wir als Bahn haben nur die Plattform geboten“, erklärte Steffen Straub und führte weiter aus: „Die Bahn wird sich mehr am Reisenden und seinen Bedürfnissen orientiert. Wir möchten dazu beitragen, dass sich die Reisenden wohler fühlen. Solche Events tragen mit dazu bei, die DB Bahn mit anderen Augen zu betrachten“. Das freie WLAN ab 2016 ist ja mittlerweile angekündigt worden auf der Pressekonferenz von Dr. Grube, dem Bahnchef, und die ersten Tests der neuen Entertainmentplattform im Zug-WLAN laufen bereits auf acht ICEs. Da können wir gespannt sein, was uns in den kommenden Jahren erwartet. Auf weitere Rock and Rail Konzerte bin ich gespannt und erhoffe mir, dass nun viele Künstler anfragen werden, ob sie auch einmal so reisen dürfen.