1. Wer bist Du, was machst Du und wo haben wir uns das erste mal kennengelernt?
Mein Name ist Florian Stöhr, ich leite die buw digital GmbH, das Dialog 2.0-Tochterunternehmen eines Callcenter-Dienstleiters. Nebenher bin ich Vorsitzender des Bundesverbands Community Management e.V. für digitale Kommunikation und Social Media.
Bewusst haben wir uns glaube ich irgendwann im letzten Jahr bei einer Social-CRM-Konferenz in Köln kennengelernt.
2. Welche Bahncard hast Du oder welches Ticket nutzt Du meistens?
Ich habe eine BC50 Business und nutze meistens die flexiblen Normalfahrscheine mit dem Handyticket.
3. Wie oft fährst Du Bahn und welche Züge nutzt Du?
Osnabrück ist zum Glück der Schnittpunkt der IC-Linien Hamburg-Köln und Berlin-Amsterdam, deswegen versuche ich inzwischen fast alle weiter entfernten Geschäftstermine mit der Bahn zu machen. Die Zahl der Fahrten variiert stark von 0 bis 4 Tagen die Woche. Ich versuche dabei wann immer möglich die Schweizer Eurocitys zu vermeiden (Chur-Hamburg und echtes Nahverkehrsflair).
4. Platzreservierung oder Risiko?
Normalerweise Reservierung, auch wenn ich mir bei Verfügbarkeit gerne auch lieber einen freien Zweisitzer mit Fenster suche.
5. Was hast Du meistens bei Deinen Bahnfahrten dabei?
Meine Arbeitstasche mit der Komplettausstattung, also Macbook, iPad, iPhone, Blackberry und gefühlte 120m Kabeln. Außerdem habe ich mir inzwischen mit dem Bose Quiet Comfort 15 meine persönliche Ruheoase für den Zug gegönnt.
6. Wie vertreibst Du Dir die Zeit im Zug?
Eigentlich arbeite ich meistens, meine Präsentationen entstehen entweder in Zügen oder auf dem Balkon. Beides Orte himmlischer Ruhe, da der Mobilfunk nicht richtig funktioniert. Manchmal schreibe ich auch Blogartikel für „Im Zug unterwegs“, schöne Grüße aus dem IC2307.
7. Was ist für Dich die perfekte Bahnlektüre /-Musik -/Film
Ich höre meist Filmmusik. Mein besonderer Liebling ist zur Zeit „Home“ von Armand Amar. Neulich habe ich damit im Ohr auf der Strecke Hannover-Berlin am frühen Morgen einfach mal länger aus dem Fenster geschaut. Sachsen-Anhalt, Felder, Wiesen, Wälder, Nebelschwaden und ein anbrechender Tag. Die ganz persönliche Eisenbahnromantik und die Erkenntnis, in was für einem wunderschönen Land wir doch leben.
8. Hast Du schon ein nachhaltiges Erlebnis im Zug/auf dem Bahnhof gehabt?
Bahnfahren ist manchmal auch ein bisschen wunderlich. Irgendwann bin ich von meinen Eltern vom Bodensee aus mit dem Sparpreis 1. Klasse nach Osnabrück gefahren. Der Österreichische Eurocity fährt zwar von Friedrichshafen bis Münster durch, braucht aber auch über die Rheinstrecke ewig. Deswegen war der Plan in Ulm, Mannheim und Dortmund in ICEs umzusteigen. Leider war die Neubaustrecke Stuttgart-Mannheim gesperrt und wir wurden umgeleitet, in Mannheim verpasste ich meinen Anschluss und sah meinen alten Eurocity am Nachbargleis wieder, wie er vor uns weiterfuhr. Die Verspätungen zogen sich, das Team von @db_bahn plante Alternativen für mich, und immer mal wieder sah ich meinen alten Eurocity auf der Strecke. Der Anschluss in Dortmund klappte auch nicht, inzwischen hatte sich aber eine verschworene Gemeinschaft „nach Norden“ im 1.-Klasse-Abteil gebildet, die dann geschlossen während der 50minütigen Wartezeit in der Dortmunder Bahnhofsnähe einen Döner essen ging. Das Drama endete in meinem Schweizer Lieblings-EC.
9. Was findest Du gut im Zug/am Bahnhof?
Ich kann arbeiten, habe meine Ruhe und meistens auch weniger Stress als auf der Autobahn. Die Fahrtzeiten sind gerade in ICEs auch sexy und im Fall von Berlin und Hamburg wohl auch nur selten mit dem Auto zu toppen.
10. Was stört Dich im Zug/am Bahnhof?
Das fehlende Internet ist sicherlich ein Problem, außerdem gibt es an einigen Stellen einen deutlichen Investitionsrückstau. Ein bisschen Lack macht aus einem Interregio-Wagen der frühen Neunziger noch lange keinen IC. Ich kann nicht verstehen, wieso man die Wagenreihung nicht einfach tagesaktuell auf einem Display am Bahnhof anzeigt, damit würde man sich das Ratespiel, wo den Wagen 12 bei fehlender 8 und 13 in umgedrehter Reihung heute wohnt, sparen. Und ich würde mich wirklich über Desinfektionsmittelspender in den Toiletten freuen.
11. Gibt es eine Anekdote von einer Bahnfahrt die Du hier mitteilen möchtest?
Durchsagen sind immer ein Highlight. Zugchefs, die sich mit ihrem Dialekt, dem gastronomischen Angebot, der richtigen Stadt, Miniorten des RB-Anschlusses, der richtigen Ausstiegsseite, dem plötzlich klingelnden Handy und der englischen Sprache abmühen. In Erinnerung geblieben ist mir eine Notbremsung zwischen Hannover und Berlin. Der Zug kam zum Stehen, der Geruch von Bremse zog durchs Abteil. Nach langen Minuten meldet sich ein hörbar irritierter Zugbegleiter „Öhm ja meine Damen und Herren, ich weiß auch nich so genau was los is, ich erreiche nämlich den Lokführer nicht. Irgendwie erreiche ich niemanden.“ Es gingen natürlich wilde Diskussionen im Abteil vom Herzinfarkt bis zum kompletten Elektronikausfall los. Am Ende war es dann nur ein kaputtes Signal, das wir dann mit Adler-Geschwindigkeit passierten.
12. Wie sieht für Dich der Personenverkehr der Zukunft aus?
Ich glaube die Bahn wird eine noch wichtigere Rolle übernehmen, wenn sie ihre Investitions-Milliarden endlich auf die Reihe kriegt. Strecken wie Köln-Frankfurt zeigen, was technisch heute möglich ist. Deswegen bin ich gespannt wie der Netzausbau weitergeht. Ich würde mir auch einen bessere Verknüpfung des Takts wünschen. Die Schweiz macht da gerade sehr große Fortschritte, der Netzausbau dort wird unter anderem auch auf Basis der Vertaktung an den Netzknoten vorangetrieben. Das ist in Deutschland sicher schwieriger und ich möchte das auch nicht berechnen müssen, aber sicher erstrebenswert.