Meine zweite Bahnbackstage-Tour der DB Regio NRW hat mich zur Deutschen Umschlagsgesellschaft Schiene-Straße (DUSS) mbH geführt. Nun fragt ihr euch bestimmt, “wie bitte”? Ja, das habe ich mich auch im Vorfeld gefragt.
Was folgte, war ein Tag, an dem ich ganz viele neue Begriffe gelernt habe und ganz viel über Güterumschlag.
Aber beginnen wir mal ganz weit vorne …
Hürth-Kalscheuren heißt der Treffpunkt der heutigen Tour. Und ich dachte, da gibt es nur Fernsehstudios. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Die Ankunft auf Gleis 53 – verursachte sprichwörtlich schon wieder ein großes Fragezeichen über meinem Kopf: 53? Den Bahnhof würde ich eher als Haltepunkt betrachten und nachdem ich den Bahnsteig verließ, sah ich schon unter einer Brücke den heutigen Treffpunkt meiner Bahnbackstage-Tour.
Weiter ging es dann mit dem Bus aufs Werksgelände.
Dort stieg dann Georg Schiefelbein zu, der Leiter der Anlage. Wieder einmal beweist die Deutsche Bahn, dass sie zu den Bahnbackstage-Touren nicht einen speziell trainierte Mitarbeiter entsenden, sondern der Chef führt selbst.
Diesen Umstand habe ich auch schon auf der Werkstattführung sehr genossen, denn Fragen können direkt an die richtige Person adressiert werden und werden kompetent beantwortet. Und genau so geschah es. Kaum auf dem Werksgelände angekommen feuerten die Teilnehmer schon die ersten Fragen auf Herrn Schiefelbein ab.
Die 24 Personen, die mit mir die Tour machten, schienen sehr interessiert und wahrlich sehr gut vorbereitet. Die ersten Fachbegriffe wie KLV, Baureihe, etc. schwirrten bereits im Bus um mich herum und ich fragte mich, ob mein kleines Bahnlatein heute wohl ausreichen würde – doch vorweg gesagt: Es reichte, obgleich ich an meine Grenzen stieß 😉
Mit einer kleinen Platzrunde über die 12 Umschlaggleise (700m lang) ging es auch bei dieser Bahnbackstage-Tour erst einmal in einen Meetingraum. Dort hörten wir eine kurzweilige Präsentation über die Facts and Figures der Anlage und der DUSS.
Die Anlage wurde 1968/1969 auf einer grünen Wiese errichtet und ist bis heute 87 Hektar gewachsen. Leider reicht der Platz nicht mehr aus, sodass die Anlage, mit ihren acht Portalkrananlagen in drei Modulen, keine Wachstumkapazitäten mehr hat. Durch die Eröffnung der dritten Reihe ist man nun an deren Grenzen gestoßen.
Köln-Eifeltor ist spezialisiert auf den Umschlag von Wechselbehältern, Tanks, Flats, Tankwechselbehältern und Sattelaufliegern. Da war schon das erste Wort, das ich nicht verstanden habe: Flats
Bis vor Kurzem wurde in Eifeltor mit Reach Stackern gearbeitet. Reach Staker? Ja, riesige Schwerlaststapler, die einen Wechselbehälter voll beladen (mit 33t) heben können – so wie wir eine Kiste Bier tragen. Aber mit Eröffnung der Reihe drei, sind diese nun bis auf einen verkauft worden und wer “Interesse an einem Schnäppchen” hat, so Schiefelbein, kann diesen für schlanke € 200.000 bei der DUSS noch käuflich erwerben.
Ich bin ein Freund von der Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene, obwohl mich der Güterzuglärm am Wohnort aktiv betrifft.
Ich habe ein besseres Gefühl, wenn Gefahrenguttransporte via Schiene laufen und nur wenig über die Straße. So fahren die täglichen Züge im Nachtsprung von Eifeltor nach u.a. Basel, München, Lübeck, Hamburg und Ulm national und tägliche Züge fahren international z.B. nach Mailand, Verona, Triest, Lyon, Novara und Domodossola.
Produktionssysteme im „Kombinierten Verkehr“ (Schiene-Straße) sind der Shuttlezug-Direktverkehr (Effizienzgewinn: schnell von A nach B), Mehrgruppenzug (Einbindung von zusätzlichen Terminalstandorten) und HUB & Spoke Gateways (optimierte Auslastung mit Schiene/Schiene-Umschlag). Dies sind die Stärken der DUSS. Eine rege Frage- und Antwort-Runde begann und wir kamen in Zeitverzug. Aber für meinen Teil hätte die Runde gerne weitergehen können, da die Fragen inhaltlich sehr interessant waren und der Lernfaktor groß (zumindest bei mir).
Dann ging es aber endlich raus auf die Straße bzw über die Schienen bis zur ersten Verladestraße. Detailiert hat man uns die aktuell stehenden Wagen erklärt. Die Worte: Königskupplung,
Halteposition, Auskranen, Einkranen prasselten wie ein kühler Sommerregen auf uns herab. Die Außentemperatur betrug übrigens 32° C, sodass die Gruppe meist im Schatten der Auflieger stand. Alles sah sehr aufgeräumt und logisch aufgestellt aus.
Die 46m Breite des Krans kam einem gewalltig und erhaben vor und als sich dieser mit einem Glockenspielklang bewegte, stoppten alle und sahen sich die eleganten Bewegungen des Greifarms an, wie dieser einen Sattelauflieger von der Zugmaschine trennte und in den Wagen setzte.
Dieser Vorgang dauerte ca. 2 ½ Minuten. Dann fuhr der nächste LKW vor und das Spiel wiederholte sich.
Die gute Anbindung an die Autobahnen 1, 3, 4, 59, 61, 555 und 559 machen diesen Standort so wichtig im Nord-/Süd-Güterverkehr. Die Anlage fährt 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr und ist die größte Deutschlands.
Aufgrund der Geländelage, die teilweise in einem Wasserschutzgebiet liegt, wurde das Gelände schon 1968 komplett “unterwannt” Selbst bei einem großen Unfall mit flüssigen Gefahrengütern können diese nicht oder nur schwer ins Grundwasser gelangen. Rückhaltebecken und spezielle Gefahrengutplätze sorgen zudem dafür, dass die Feuerwehr eine optimale Ausgangslage und binne drei Minuten spätestens am Ort sein kann. Zudem wurde die Feuerwehr auf die speziellen Gegebenheiten des Standorts trainiert.
Nach zwei Stunden endete die Bahnbackstage-Tour und ich bin sehr zufrieden an den Ausgangsbahnhof per Busshuttle zurückgebracht worden. Eindrucksvolle Erlebnisse haften in meinen Gedanken und es fügt sich nun ein weiterer, kleiner Baustein in meine Geschichte über die Deutsche Bahn.
Ich bin schon gespannt, wohin es mich das nächste mal treiben wird. Jedem Fracht-Interessierten kann ich diese Tour nur sehr ans Herz legen. Es sind zwar kaum Lokomotiven im Bild, aber die Kräne des Unternehmens Hilgers aus Rheinbrohl sind sehr eindrucksvoll und technisch überaus spektakulär.
Wer sich ein wenig mehr mit der Materie beschäftigen möchte, der findet bei Wikipedia entsprechende Seiten: Eisenbahnwagen, Güterwagen, Güterwagen der Deutschen Bundesbahn
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